Dienstag, 11. August 2015

Victoria Hohmann: Überschallflieger

http://ueberschallflieger.vicihohmann.de/

Genre: Roman
veröffentlicht von der Autorin als Self-publisher
Seiten: 324
Erscheinungsdatum: 08. Dezember 2014
ISBN: 9783737522250
Preis: 9,99


Über die Autorin:

Victoria Hohmann wurde in den 80ern geboren und lebt in Berlin. Sie ist Autorin, bildende Künstlerin und Kunsthistorikerin.





Inhalt:
Sich entscheiden ist gar nicht so einfach. Schließlich könnte man etwas verpassen. Einen Fehler begehen. Vom Weg abkommen – weil man gar nicht weiß, wie der eigentlich aussieht oder aussehen soll. Alles im Unklaren zu lassen ist darum wesentlich bequemer. Zumindest für Mag. Die mit ihren runden dreißig Jahren Entscheidungen lieber dem Schicksal überlässt. Das laue Leben wählt, um sich das Herz nicht zu verbrennen. Obwohl sie sich gleichzeitig nichts sehnlicher wünscht, als die große Liebe zu erfahren und ihren Träumen zu folgen. Beides ist möglich, doch die Angst vor Nähe und Enttäuschung zu groß. Schließlich könnte das Glück an den Wänden der Realität zerschellen.
Darum beginnt Mag eine Beziehung mit Paul, dem besten Freund ihrer großen Liebe Niko, anstatt Niko tatsächlich eine Chance zu geben. Darum wählt sie einen Beruf, der ihr nichts bedeutet, anstatt sich mit ihrer Berufung zu beschäftigen. Darum sieht sie handlungsunfähig zu, als sich ihre beste Freundin Bianca vergeblich bis über beide Ohren in ihren Freund Paul verliebt. Und sieht weg, als ihre große Liebe Niko eine Beziehung mit Biancas jüngerer Schwester Lilly eingeht. Darum presst sie sich in eine gesellschaftliche Norm, bis sie sich selbst nicht wiedererkennt. Verbaut sich das Leben, das sie leben könnte. Bis es kein Zurück mehr gibt und das Leben sie an ihrem einunddreißigsten Geburtstag zwingt, hinzusehen.


Meine Meinung:
Es ist eine dieser Nächte in denen man erst aus unerfindlichen Gründen aufwacht und dann nicht wieder einschlafen kann, weil der Partner mal wieder den Urwald absägt. Und weil man davon so genervt ist, fängt man an nachzudenken.
Will ich wirklich so leben?
Was ist aus meinen Träumen geworden?

Das ist „Überschallflieger“, wobei ich mich mit dem Titel nicht so recht anfreunden kann weil mir der Bezug zur Geschichte fehlt.
Ansonsten konnte ich mich als Leser in der Geschichte wiederfinden. Wer kennt das nicht, dass man so eine Phase hat in der man alles ätzend findet und dann versucht herauszufinden, wie man in diese Lage gekommen ist.

Allerdings drängt sich mir nun, nachdem ich es beendet habe die Frage auf: Was will mir dieses Buch eigentlich sagen? Es muss doch wenigstens eine Botschaft enthalten nachdem ich mir über 300 Seiten lang die Geschichte einer Kompromissbeziehung durchlesen musste, die – so scheint es – größtenteils dazu dient, der Protagonistin zu helfen einen anderen – der rein zufällig der beste Freund ihres Partners ist – zu vergessen. Was logischerweise nicht so recht gelingen will.

Die Geschichte führt uns vor Augen wie bescheuert wir uns manchmal benehmen wenn aus einer Liebesgeschichte nichts wird aber die Gefühle nicht verschwinden wollen. Erst lenken wir uns ab, dann binden wir uns an den nächsten halbwegs passablen Typen, der zwar keine Schmetterlinge im Bauch verursacht aber dafür zu uns selbst sagen lässt „siehst du, ich bin doch nicht beziehungsunfähig“.

Wir bekommen auf flapsige Art den Spiegel vorgehalten in dem wir sehen, dass unsere ganze Mühe vergeblich ist und jedes Zusammentreffen mit dem Verflossenen uns Kraft und Selbstbeherrschung kostet damit die aufgebaute Fassade nicht bröckelt. Wir sehen, dass wir zweifelnd und unglücklich an dieser Beziehung festhalten weil wir Angst haben, am Ende allein dazustehen und wirken dabei nach außen zufrieden. Wir schlucken gehässige Bemerkungen gegenüber der Neuen vom Ex herunter obwohl wir ihr am liebsten an die Gurgel gehen würden.

Und am Ende?
Am Ende sind wir genauso schlau wie am Anfang, denn wir erfahren nicht, wie sich die Protagonistin aus diesem Dilemma befreit. Ob sie die Konsequenzen zieht und ihren Freund verlässt ohne zu wissen was dann kommt oder ob ein Halleluja vom Himmel fällt und sie ab sofort mit ihrer Situation glücklich wird. Das Ende bleibt offen. Vermutlich weil sich gar nichts ändert. Und wenn das der Schluss ist, denn ich aus einer Geschichte ziehe, finde ich das ziemlich deprimierend.

Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Tempo und Erzählweise machen die Protagonistin lebendig und zeigen viel von ihrer Persönlichkeit.

     

Sonntag, 2. August 2015

Regine Kölpin - Straßenschatten

http://www.kbv-verlag.de/detail.html?id=304&bid=90&bs=autorendetail
Genre: Thriller
Verlag: kbv Verlag
Seiten: 248
Erscheinungsdatum:
ISBN: 9783954412365
Preis: 9,95 €

über die Autorin:

Regine Kölpin wurde 1964 in Oberhausen geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Friesland. Sie leitet Schreibwerkstätten, inszeniert historische Stadtführungen mit Lesungen an Originalschauplätzen und hat schon diverse Romane veröffentlicht.


Inhalt (von der Verlagsseite):


Ein belegtes Brot für die Obdachlose Frieda, das gehört für die Oldenburger Studentin Paula zum täglichen Ritual. Doch eines Tages liegen nur noch ein verlassener Wollmantel und eine schäbige Isomatte an der Haltestelle Marschweg. Ein unbestimmtes Gefühl sagt Paula, dass Frieda nicht freiwillig verschwunden ist. Kurz darauf wird ganz in der Nähe ein anderer Obdachloser brutal zusammengeschlagen. Etwas geschieht auf den Straßen der Stadt. Jemand hat die Gestrauchelten ins Visier genommen, die dort ihr Schattendasein fristen.

Als Paula sich auf die Suche nach Frieda macht, bekommt sie plötzlich Drohbriefe. Jemand beschattet sie. Paula fühlt sich verfolgt. Nach einem weiteren Anschlag auf die Obdachlosen werden der Polizei Beweisstücke zugeschoben, die ausgerechnet auf Paula als Täterin hindeuten.

Wer will ihr da etwas anhängen? Hat die undurchsichtige Clique ihres Freundes Piet etwas damit zu tun? Warum verhält sich ihre Mitbewohnerin mit einem Mal so eigenartig? Paula weiß nicht mehr, wem sie vertrauen kann, sie spürt nur, dass sich die Schlinge um sie herum immer mehr zuzieht …


Meine Meinung:
 

Eine Obdachlose die plötzlich verschwunden ist, eine merkwürdige Mitbewohnerin, ein Freund der lügt und eine beste Freundin, die sich für den Mittelpunkt des Universums hält – ganz schön viele Baustellen. Warum beschäftigt sich Paula plötzlich mit so vielen Dingen, die sie doch bis dahin weit von sich gehalten hat um sich auf ihr Studium zu konzentrieren? Eine Frage auf die ich bis zum Schluss keine zufriedenstellende Antwort bekommen habe.

Die Geschichte wird in der Ich-Form erzählt, so dass man einen Blick in die Gedanken und Gefühle der Protagonistin und zum Teil auch von Frieda bekommt. Allerdings muss ich sagen, dass ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl der Bedrohung so deutlich spüren konnte, wie ich das bei einem Thriller erwarte. Die Geschichte war zwar spannend und hinter allem was passierte war irgendwann ein Sinn zu erkennen, auch aus der Hand legen wollte ich sie nur ungern, aber das gewisse Etwas hat mir leider gefehlt. An manchen Stellen konnte ich das Verhalten der Personen nicht nachvollziehen, was ich schade fand.

Positiv fand ich die Schilderung, wie Friedas Leben und das der anderen auf der Straße abläuft, es wurde sehr neutral dargestellt, keine Schönfärberei aber auch keine Verurteilung dieser Art zu leben. Auch der Schreibstil war flüssig und gut lesbar.

Insgesamt fand ich die Geschichte zwar unterhaltsam aber leider ohne Gänsehaut.