Freitag, 28. Juli 2017

(Rezension) Jonathan Safran Foer - Hier bin ich

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Originaltitel: Here I Am
Genre: Roman
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erscheinungsdatum: 10. November 2016
Seiten: 688
ISBN: 978-3-462-04877-3
Preis: 26,00 €








Inhalt:


»Hier bin ich« erzählt von vier turbulenten Wochen im Leben einer Familie in tiefer Krise. Julia und Jacob haben sich auseinandergelebt, doch wie könnten sie sich trennen, ohne dass ihre drei Söhne darunter leiden oder gar sie selbst? Immer wieder diskutieren sie alle Szenarien durch, kümmern sich aufopferungsvoll um den inkontinenten Hund und die bevorstehende Bar Mitzwa des ältesten Sohns. Gerade als die israelische Verwandtschaft zur Familienfeier in Washington, D.C. eintrifft, ereignet sich ein katastrophales Erdbeben im Nahen Osten, das die Invasion Israels zur Folge hat. Die Fragen »Was ist Heimat? Was bedeutet Zuhause?« stellen sich noch einmal ganz neu, auch für Jacob.

Das Buch und ich:

Seit einer Ewigkeit nehme ich mir vor mal aktuelle "Literatur" zu lesen, also mal was anderes als das leicht verdaulichen All-Age, Chick-Lit oder Regionalkrimis. Also legte ich mir neulich in der Buchhandlung meines Vertrauens, diesen Roman zu. Und wurde davon beinahe erschlagen, was nicht an der Tatsache liegt, dass der fast 700-Seiten Wälzer gewichtsmäßig kein Leichtgewicht ist.

Der Schreibstil ist zwar alles andere als kompliziert, jedoch ist es oft schwer, den endlosen Dialogen zu folgen oder bei den diversen Zeitsprüngen, in denen manche Zusammenhänge erläutert werden, nicht durcheinander zu kommen. Das machte das Lesen schon hin und wieder zu einer leichten Quälerei.

Da man ja spätestens in der Oberstufe lernt, dass uns anspruchsvolle Literatur immer etwas sagen will, fragte ich mich zunehmend: "Was will mir dieses Buch sagen?"
Gute Frage. Es wurde jedoch deutlich, dass man selbst diverse Rollen in seinem Leben einnimmt. Sohn, Vater, Ehemann bzw. Mutter, Tochter, Ehefrau - und das sind nur drei von vielen. Wenn man darüber mal genauer nachdenkt, ist das eine sehr spannende und faszinierende Sache. Beim Lesen wollte ich mir jedoch des öfteren sowohl Jacob als auch Julia krallen und ihnen ein "redet doch einfach mal richtig miteinander" an den Kopf werfen. Aber die mangelnde bzw. unzureichende Kommunikation untereinander ist nicht nur bei ihnen ein Problem, sondern bei den meisten von uns. Wie oft sagen wir Dinge nicht, weil wir unser gegenüber nicht verletzen oder uns selbst nicht der vermeintlichen Lächerlichkeit preisgeben wollen? Wie oft tun wir Dinge, die wir nicht wollen, um andere glücklich zu machen?

Die einzigen, die in dieser Hinsicht relativ unverdorben sind, sind Benji (der jüngste Sohn) und Jacobs Vater Irv, der allerdings ohne Rücksicht auf Verluste seine Weltansicht verbreitet, was zwar sehr ehrlich, aber nicht besonders taktvoll ist. Den beiden älteren Söhnen ist zwar längst klar, was zwischen ihren Eltern los ist,  bringen es jedoch nicht zur Sprache, nicht zuletzt auch, weil es "nicht ihr Job" ist.

Ein weiteres großes Thema ist das Jüdischsein. Ist man nur ein "richtiger" Jude wenn man sich an alle Regeln  hält und wenn es notwendig ist, für Israel in den Krieg zieht? Ist man überhaupt ein "richtiger" Jude wenn man keine besondere Beziehung zu Israel spürt, es nicht als das ursprüngliche Zuhause sieht?

Das Buch ist auf jeden Fall dazu geeignet, den Leser zum Nachdenken anzuregen. Über die eigenen Rollen, darüber, ob man nicht auch lieber manche Dinge aussprechen sollte bevor man irgendwann ohne Vorwarnung explodiert. Über die Situation im Nahen Osten... Allerdings muss man dafür einiges auf sich nehmen. Mal eben nebenbei kann man "Hier bin ich" jedenfalls nicht lesen. So richtig überzeugt hat mich das Buch nicht, dafür hatte es zu viele Längen, aber gefallen hat es mir dennoch.

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