Mittwoch, 13. Januar 2016

(Rezension) Tobi Katze - Morgen ist leider auch noch ein Tag

http://www.rowohlt.de/taschenbuch/tobi-katze-morgen-ist-leider-auch-noch-ein-tag.html

Genre: Parodie, Sachbuch
Verlag: rororo
Seiten: 256
Erscheinungsdatum: 25. September 2015
ISBN: 978-3-499-62927-3
Preis: 9,99 €


über den Autor:

Tobi Katze wurde 1981 geboren, studierte Literatur- und Kulturwissenschaften und tritt seit über 10 Jahren auf Poetry Slams und Lesebühnen auf. Auf seinem Blog "Das Gegenteil von traurig" schreibt er über Leben und Arbeit mit Depressionen.



Inhalt (von der Verlagsseite):

Diagnose: Depression. Behandlung: mit Humor.

Selbstironisch und sehr ehrlich erzählt Tobi Katze von seinem Leben mit der Depression. Nach der Diagnose seines Therapeuten ist er beinahe erleichtert. Endlich hat er einen Namen für das Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist: «Ich bin das einzige iPhone 5 in einer Welt voller Android-Telefone. Was allen hilft, passt nicht in meine Anschlüsse.»

Die meiste Zeit schließt er sich in seiner Wohnung ein und spricht lieber mit der schmutzigen Wäsche als mit seinen Freunden. Abends übertönt er die Stille in ihm mit Partys, füllt die Leere, wo Gefühle sein sollten, mit Bier und pflanzt sich ein Dauergrinsen ins Gesicht, um ja nicht den Anschein zu erwecken, etwas wäre nicht in Ordnung.

Das alles ist furchtbar. Und dann auch wieder furchtbar komisch. Aber spricht man so über Depression?

Ja, genau so!


Meine Meinung:

Endlich.
Ein lebensnahes Buch über Depressionen.

In einer Zeit, in der es manchmal fast hip scheint Depressionen oder BurnOut zu haben, weil so viele diese Worte gebrauchen ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben wie es tatsächlich anfühlt wenn man wirklich darunter leidet, bietet dieses  Buch eine humorvolle Aufklärung über das Leben mit Depressionen. Aber auch für diejenigen, die meinen, jemand mit Depressionen sei "einfach nur schlecht drauf" könnte dieses Buch ein paar Aha-Effekte bringen, sofern sie in ihrer Meinung nicht festgefahren sind.

Die Leute meinen immer, wer Depressionen hat, sei traurig. Aber ich fühle mich nicht im mindesten traurig. Ich fühle gar nichts. (...) Was würde ich dafür geben, einfach nur traurig zu sein." (Seite 81)

Tobi Katze bringt vieles so deutlich auf den Punkt, dass ich oft einfach nur da saß und dachte "ja, genau so ist es", denn ich weiß wie es ist wenn man wochenlang auf der Couch liegt und das Aufstehen einfach nicht funktioniert, selbst wenn man es unbedingt will. Wenn dir alles egal ist und du einfach nur möchtest, dass es vorbei ist. Und wie es ist, wenn dich immer wieder die eine Frage beschäftigt.

"Warum habe ich Depressionen?" frage ich nach einer Weile, den Blick fest im Himmel. "Hab ich scheiß Eltern gehabt oder ´ne beschissene Exfreundin oder so was? Muss doch ´nen Grund geben dafür." (Seite 122)

Depressionen sind komplex. Es gibt weder eine klare Antwort auf die Frage nach dem "Warum?" noch eine klare Anweisung dafür, wie man sie wieder los wird. Wen wundert es dann also, dass man sich selbst manchmal für verrückt hält wenn der Verstand einem so klar sagt "aufstehen und den Tisch abräumen ist doch wirklich keine große Sache" aber der Körper einfach rebelliert obwohl es keinen offensichtlichen Grund gibt.

Tobi Katze trägt seine Krankheit eine halbe Ewigkeit mit sich herum bevor er sich "outet" und die Reaktionen sind unterschiedlich, wobei seine Freunde verständnisvoller reagieren als er erwartet hatte, seine Eltern nicht verstehen (können) was das überhaupt bedeutet und andere mit dem total dämlichen Ratschlag, er solle sich wie ein Mann benehmen und die Arschbacken zusammenkneifen um die Ecke kommen, denn es ist ja jeder Mal schlecht drauf.

"Man muss einer Depression einfach nur konstant zu verstehen geben, dass man keinen Bock auf sie hat, dann verschwindet die bestimmt irgendwann. 
Aber: Denkste!"  (Seite 230) 

Tobi und der Rest der Welt haben eine Sache gemeinsam. Niemand versteht warum und das macht es ja so schwer. Für ihn selbst, für andere. Aber er hat seinen Humor und ich bin fest davon überzeugt, dass Humor eine gute Sache ist, mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen - sofern man dazu in der Lage ist, denn das ist ja nicht jedem in die Wiege gelegt.

Fazit:
Ein absolut lesenswertes  Buch. Ehrlich und informativ. Für manche mag diese Art von Humor bei einem so ernsten Thema unverständlich sein, aber mir hat es sehr gut gefallen weil es mich so oft an mich selbst erinnert hat.

               
Lieblingsbuch 

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